Erika Demharter
Mut zur Veränderung
Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein.
(Harrison Ford)
Schon an meiner ersten Lehrstelle konnte ich nicht bleiben. Meine täglichen Arbeiten als Babysitter und Haus- und Gartengehilfin hatten mit dem Berufsbild einer Rechtsanwaltsgehilfin sehr wenig zu tun. Zum Glück fand ich eine andere Lehrstelle.
Der zweite entscheidende Einschnitt war die Einschulung meiner 6-jährigen Tochter. Ich mochte sie in den ersten Schuljahren nicht sich selbst überlassen. Meine Arbeitszeiten als Chefsekretärin aber waren unregelmäßig und mein Arbeitsplatz 35 km entfernt. Sehr schweren Herzens habe ich diese Stelle aufgegeben.
Obwohl ich ein sehr gutes Zeugnis hatte, gestaltete sich die Suche nach einem festen Arbeitsplatz in meinem Heimatort als sehr schwierig.
Der Start in die Selbständigkeit
Ich beschloss daher, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen und ein Schuhgeschäft zu eröffnen. Fast gleichzeitig erhielt ich das Angebot eines Autohauses, auf selbständiger Basis Kunden zu betreuen. In meinen Überlegungen war diese Tätigkeit mit meinem Geschäft kompatibel und ich nahm das Angebot an.
Die Praxis sah jedoch dann anders aus, denn nach einiger Zeit wollten immer mehr Kunden bei mir ihr Auto kaufen.
Vormittags Schuhverkäuferin, nachmittags Autoverkäuferin, abends Familienmanagerin
So rutschte ich 1985 als eine der ersten Frauen in der Autobranche in eine Männerdomäne. In meinem Geschäft arbeitete eine Halbtagskraft, und ich stellte mich den Herausforderungen der Technik und der männlichen Kollegen. Mit den Jahren entwickelte sich eine Führungsposition, in der mir erst klar wurde, was ich wirklich konnte und wollte: Kontakte mit Menschen zu knüpfen, zu akquirieren, Kunden zu begeistern und sie so zu betreuen, dass sie zu Stammkunden wurden.
Bei meinem nächsten Neustart halfen mir meine treuen Kunden. Nach wenigen Wochen aber bremste mich ein schwerer Autounfall aus. Fast zwei Jahre konnte ich nur unregelmäßig arbeiten. Zwischen Krankenhaus- und Reha-Aufenthalten wurden in meinem Wohnzimmer Autos gekauft.
Den Warnschuss aber hatte ich verstanden, und bei allem Unglück noch ganz viel Glück gehabt. Denn übertriebene Aktivitäten begründet durch Existenzängste fordern ganz einfach auch das Schicksal heraus!
Ein Neueinstieg en passant: Meine Empfehlungen tragen Früchte
Ich teile sehr gerne gute Erfahrungen mit anderen Menschen. So entwickelte sich nebenbei vor einigen Jahren ein Empfehlungsgeschäft, das nie meinen Hauptberuf ersetzen sollte.
Und dennoch ist es so gekommen: Es war im richtigen Moment meine neue Existenzgrundlage.
Aus heutiger Sicht betrachtet, war ich damals schon sehr mutig: Alleinerziehend und sehr früh wagte ich mich in eine Selbständigkeit ohne festes Einkommen. Aber ich habe einfach meinem eigenen Gefühl vertraut und Dinge verändert, die sich nicht mehr richtig anfühlten.
Wie sehr sich für mich alles zum Besten entwickelt hat, dafür bin ich dem Schicksal sehr dankbar.
Mein Leben heute: unabhängig und gut vernetzt
Die Möglichkeiten, ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen, hätte ich in keinem meiner ausgeübten Berufe gefunden. Zeit zu haben für mich, für meine Familie und meine Interessen und trotzdem mit passivem Einkommen meinen Lebensstandard halten zu können, ist unbezahlbar.
Mit ganz viel Spaß, Begeisterung und meinem „Rucksack an Erfahrungen“ helfe ich heute anderen Menschen dabei, auch deren Lebenssituation zu verbessern.